Der Unsinn von der “Ausbeutung der Jugend” und der “Unfinanzierbarkeit”.
Die Verfechter des Drei-Säulen-Modells (gesetzliche-, private-, betriebliche Rente) behaupten, eine Rückkehr zur umlagefinanzierten Rente mit Anhebung des Rentenniveaus von vor 1990 sei nicht finanzierbar. Die Belastung sei für die arbeitenden Generationen nicht tragbar. Es wird sogar behauptet, sie würde zu einer Ausbeutung der Jungen durch die Alten führen.
Das ist aus mindestens drei Gründen Unsinn:
- Es ist grundsätzlich so, dass die arbeitenden Generationen immer für die noch nicht und die nicht mehr arbeitenden Generationen aufkommen müssen. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat diese Erkenntnis der Soziologe und Statistiker Gerhard Mackenroth so zusammengefasst:
„Nun gilt der einfache und klare Satz, daß aller Sozialaufwand immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß.
Es gibt gar keine andere Quelle und hat nie eine andere Quelle gegeben, aus der Sozialaufwand fließen könnte, es gibt keine Ansammlung von Periode zu Periode, kein ‚Sparen‘ im privatwirtschaftlichen Sinne, es gibt einfach gar nichts anderes als das laufende Volkseinkommen als Quelle für den Sozialaufwand …
Kapitalansammlungsverfahren und Umlageverfahren sind also der Sache nach gar nicht wesentlich verschieden. Volkswirtschaftlich gibt es immer nur ein Umlageverfahren.“ (Mackenroth-Theorem – 1952)
Diese Erkenntnis ist bis heute in der Wissenschaft unbestritten.
Sie bedeutet, dass die Gesellschaft (das Volk) immer entscheiden muss, ob und in welchem Umfang sie Mittel für die Versorgung der Kinder und der Rentner aufbringen will.
Bei der Umlagefinanzierung der Rente ist der Zusammenhang unmittelbar erkennbar.
Bei der Finanzierung aus kapitalisierten Sparbeträgen wirkt es, jedoch schwieriger durchschaubar, genau so: Wenn das von den Versicherungen gehaltene Renten-Sparvermögen nicht von den jeweils Arbeitenden durch eigenes Sparen (Konsumverzicht, der den Konsum der „Privat“-Rentner ermöglicht) und entsprechenden Kreditaufnahmen für Investitonen, verzinst und werthaltig gehalten wird, dann verliert es an Wert. Die privaten Renten sinken.(*)
Die Umlagefinanzierung kann durch klare Regeln (Gesetze) verlässlich und nachhaltig gestaltet werden. Die Renten aus Kapitalerträgen sind demgegenüber sehr unsicher, ja sie können auch vollständig entwertet werden durch Krisen, Kriege und Konzernzusammenbrüche.
- Die Belastung der arbeitenden Generation ist bei privater, kapitalmarktabhängiger Vorsorge jetzt schon höher, als bei einer umlagefinanzierten Versicherung in entsprechender Höhe. Wer zahlt denn die Beiträge heute? Zusätzliche Versicherungsbeiträge von 4%, 6%, vielleicht bald 8% des Einkommens sind keine Belastung? Wieviel Tonnen Sand sind in die Augen der Bevölkerung gekippt worden, damit die absurde Behauptung, private Vorsorge entlaste die Jungen, so unwidersprochen blieb?
- Die Erfahrungen von weit über 100 Jahren sagen: das umlagefinanzierte Versorgungsverfahren ist finanzierbar, krisenfest und schafft Zukunftssicherheit für alle Generationen.
Die Erfahrungen mit den Kapitaldeckungsverfahren ist im Gegensatz dazu geprägt von Total- und Beinahezusammenbrüchen. Zwei Weltkriege, zwei Währungsreformen, einige Finanzmarkt-Crashs haben die vorhandenen Kapitaltöpfe völlig entwertet. Eingesetzt wurde dann immer der Staatshaushalt, mit dem Hunger und die größte Not verhindert werden musste.
Seit einigen Jahren sind die Renditen der privaten Rentenversicherungen derart niedrig, dass bei Neuabschlüssen von Negativ-Sparen gesprochen werden muss. Solange die Austeritätspolitik der regiden Ausgabenbegrenzung und Investitionszurückhaltung weiter betrieben wird, ist eine Änderung auch nicht zu erwarten.
Die angeführten drei Gründe zeigen, dass die Versorgung der Rentengeneration immer von den jeweils arbeitenden finanziert bzw. getragen werden müssen. Das ist seit Menschengedenken so.Die „Unfinanzierbarkeit“ ist reine Propaganda. Wenn die unsichere private Vorsorge als Allheilmittel gegen die Überlastung der Jungen dargestellt wird, ist das der Hohn. Es muss Jahrzehnte früher und mehr eingezahlt werden, um einem überaus unsicheren Rentenertrag entgegenzu zu sehen.
Hinter den Argumenten der „Ausbeutung der Jugend“ und der „Unfinanzierbarkeit“ des Umlageverfahrens steckt der handfeste Betrug an der Junged.
Für wen das Ganze dann betrieben wird? Auf den Kapitalkonten der Versicherungen in Deutschland liegen derzeit 850 Milliarden € aus Rentenversicherungsbeiträgen. Das liegt da nicht nur rum, es wird angelegt und wirft für die Versicherungskonzerne Milliarden-Profite ab. Jahr für Jahr – die zweifelhaften Ergebnisse der Anlageaktivitäten erreichen die Sparer aber erst in einigen Jahrzehnten.
(*) Zum besseren Verständnis ist die folgende Lektüre sehr zu empfehlen: „Angela Merkel, Norbert Blüm und die Rente“ von Heiner Flassbeck. Auch hier zu finden: http://www.flassbeck-economics.de/angela-merkel-norbert-bluem-und-die-rente/
(Reiner Heyse, 03.05.2016)
Leider wurde durch politische Wahlgeschenke der 3 stufige Generationenvertrag auf 2 Stufen verkürzt. dieses System funktioniert nur sauber und leistungsgerecht wenn Kinderlose darin nicht enthalten sind. Kinderlose haben zwar die Rentnergeneration = ihre Eltern unterhalten – was ja auch in Ordnung ist – aber sie haben nicht in Form von Kindern den dritten Teil des Generationenvertrags eingehalten. Wenn jemand keine Kinder haben möchte -weil es nicht zum Lebensplan gehört, dann gehört man nicht in dieses System. Mann sollte diesen Menschen dann ersatzweise das Kindergeld zahlen, damit sie mit diesem Beträgen anderweitig für das Alter vorsorgen.
Nur Beamte haben einen noch höheren Status: sie müssen keine “Rentenbeiträge” für die Eltern zahlen ??!?! In diesem Bereich fällt alles wie “Manna” vom Himmel.
Unser Vorsorgesystem für die alte Generation beruht haupsächlich auf Ausbeutung der Familien und der Kinder. Ich bin 61 Jahre alt und sorge mich um meine Kinder – sie werden unter ausuferndem Anspruchsdenken vieler Rentner enorme Lasten schultern müssen. Entstanden durch kurzfristiges Wahlkampfdenken der etablierten Politiker seit Einführung der gesetzlichen Rente unter Adenauer. Wertvolle Literatur zu diesem Thema “Sozialstaatsdämmerung” von Jürgen Borchert
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Wie sagte der Statistikprofessor Gerd Bosbach treffend,
wenn die Versicherungswirtschaft es nicht auf eine Privatisierung der Rente abgesehen gehabt hätte, dann hätten wir nie ein “Demografie-Problem” bekommen.
Sein Vortrag auf youtube, einfach SWR Bosbach eingeben, erklärt genau, warum die Demografie zum Horrorszenario aufgeplustert wurde und wem es nutzt.
Für das mögliche Mehr an Rente gibt es einen durchaus brauchbaren Vergleich. Die berufsständischen Versorgungswerke haben 1957 auf der gleichen Basis angefangen (vergleichbare Beiträge, vergleichbare Leistungen) wie die gRV. Allerdings ohne versicherungsfremde Leistungen. Bei vergleichbarer Lebensleistung und damit vergleichbaren Beiträgen bekommt ein Rentner aus der berufsständischen Versorgung aber 60 bis 80 Prozent höhere Bezüge als der Rentner aus der gRV
Wir haben kein Demografie-Problem, wir haben eine Demografie-Katastrophe, die zudem unabwendbar ist, wir sterben aus, jedenfalls wir Deutschen aber auch alle anderen europäischen Völker. Wir haben ohne Migranten nur die Hälfte der Geburten vor 40 Jahren (ca 500.000) in weiteren 40 Jahren wird es nochmals die Hälfte sein (250.000) usw.. Unsere Gesellschaft hat ihre wichtigste Aufgabe, nämlich für Ihren Fortbestand zu sorgen, völlig vernachlässigt.
Mit den diesjährigen und wie es heißt historisch hohen Rentenerhöhungen wird uns Rentnern von der Politik Honig ums Maul geschmiert. Wahlen stehen vor der Tür.
Ich frage mich, wie jedes Jahr, warum über die Finanzierbarkeit der Renten so viel und so viel Blödsinn geredet wird, wo doch immer wieder genug Geld für die beitragsfreien und in der Relation viel üppiger ausfallenden Pensionserhöhungen vorhanden ist. Von der ebenfalls beitragsfreien und trotzdem utopisch guten Altersversorgung der Politiker will ich gar nicht reden.
Die Umverteilung des Volksvermögens von unten nach oben muss aufhören und über das Steuersystem z.T. rückgängig gemacht werden. In die Rentenkasse müssen ALLE einzahlen und die Mindestsätze müssen für alle die eingezahlt haben für ein Leben im Alter ohne “containern” reichen. Der jetzige Zustand ist einfach nicht fair.
Die schlechte Nachricht: Rentner und Arbeitnehmer haben keine Lobby und z.Z. keine (wählbare) Partei, die sich ernsthaft um einen fairen Ausgleich kümmern wird.
Doch das haben sie. Die Linke. Lesen sie nur mal das Parteiprogramm dann sehen sie das die Linke die alte Rentenformel wieder herstellen will und zu einer wirklich solidarischen Rente zurück kehren will. Ich lasse ihnen sehr gerne das Progrann über die Rente zukommen.
Das Problem der jungen Generation mit der Rente und dem erkennbaren Unverständnis darüber und das Desinteresse daran resultiert aus völliger Unkenntnis und fehlendem Problembewusstsein. Es gibt kein Schulfach Lebenskunde, in dem die Jugend informiert und gebildet wird, wie der Zyklus des Lebens funktioniert, wie gesunde Ernährung und eine gesunde Lebensweise aussieht, die den Arzt überflüssig macht, worin der Sinn des Lebens bestehen könnte, wie die Profit orientierte Wirtschaft, die vom Finanzkapital dominiert wird, real funktioniert und auf welchen “Arbeitsmarkt” sich jemand vorbereitet und einlassen muss, wie man durch Beobachtung von anderen lernt usw. usw. Die Aufklärung der Leistungsträger der Gesellschaft und der nach Erfüllung suchenden Jugend, der arbeitenden Menschen muss betrieben werden, um das Problembewusstsein zu schaffen. Die Radikalität der Jugend wird dann diese parasitären Systeme schnell beenden.
Lieber Mathematik als Lebenskunde, Sie Weltverbesserer. Geniessen Sie lieber
Ihren Ruhestand, Robert.
Wäre ja hilfreich, wenn Sie die guten Wünsche mit ein paar Argumenten garnierne würden.
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