Balodis/Hühne: So werden Lebensversicherte verarscht

Wir veröffentlichen den Newsletter, weil er so passend ist zu den vorhergehenden news:

lebensversicherte_werden_verarschtVorsorgelüge-Newsletter 5/2016 vom 4.5.2016

So werden Lebensversicherte verarscht

Der Rechnungszins für klassische Lebensversicherungen soll 2017 erneut sinken: von derzeit 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent. Logo, sagen viele, mehr sei halt derzeit nicht drin angesichts der Nullzinspolitik der EZB. Da könnten die Lebensversicherer eben nicht mehr zahlen.
Das ist Quatsch. Die Lebensversicherungen erzielen mit den Kundengeldern in Wahrheit keinen Zins nahe Null, sondern eine Nettokapitalanlagerendite von in der Regel deutlich über 4 Prozent. Darauf sind ihre Manager auch mächtig stolz. Blöd nur, dass die Kunden davon noch weniger abkriegen sollen als in der Vergangenheit. Die Überschussbeteiligungen sind seit Jahren im freien Fall. Und nun soll auch der Rechnungszins – oft auch Garantiezins genannt – für Neukunden erneut fallen. Das beschließt zwar die Bundesregierung und die Versicherer sind daran formal schuldlos. Und doch spielt es ihnen in die Karten. Denn an den klassischen Lebens- und Rentenpolicen mit Garantiezins haben die meisten Versicherer kein Interesse mehr. Sie wollen stattdessen ihre neuen Produkte ohne jeden festen Zins verkaufen. Die Relax-Rente, die IndexSelect-Rente, die TwoTrust Vario-Rente und wie sie alle heißen mögen. Allen gemeinsam: Der Kunde bekommt als Sicherheit lediglich seine eingezahlten Beiträge zurück. In Aussicht gestellt wird ihm natürlich deutlich mehr, doch das steht in den Sternen. Und wenn am Ende der Laufzeit tatsächlich nicht mehr als die zuvor geflossenen Beiträge da sind, hat der Kunde inflationsbereinigt eine Menge Geld verloren. Und der Versicherer ist fein raus. Er hat mit den angelegten Kundengeldern viel Geld eingenommen und sagt leise „servus“.

Mehr dazu finden Sie in „Garantiert beschissen!“ (Westend, 17,99 Euro) oder „Die Vorsorgelüge“ (Ullstein Taschenbuch, 8,99 Euro).
Gerne stehen wir für vertiefende Interviews und als Referenten zur Verfügung.

Holger Balodis
Dagmar Hühne
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