Philipp Mißfelder – ein etwas anderer Nachruf

missfelder2008

Vorneweg und bitte unmissverständlich: Der Tod eines Menschen darf nicht Anlass zur Häme oder Schadenfreude sein. Respekt und Mitgefühl mit den Angehörigen stehen nicht zur Disposition.

Es soll hier auch nur auf das Wirken Mißfelders im Bereich der Sozialpolitik eingegangen werden, weil er, zusammen mit anderen, Maßstäbe gesetzt hat, die das grundsätzliche Miteinander in dieser Gesellschaft über den heutigen Tag hinaus verändern. Die Kritik daran ist notwendiger denn je.

Als Vorsitzender der Jungen Union positionierte er sich zur Senkung der Kosten im Gesundheitssystem im Jahr 2003 mit dem Satz:

„Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.“ Früher seien die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen.

Vier Jahre später befand er das gerade beschlossene Renteneintrittsalter von 67 Jahren als zu niedrig und erklärte ein Eintrittsalter von 70 Jahren für notwendig.

Mit diesen Äußerungen war Mißfelder Vorreiter und Trendsetter. Ihm folgten später etliche „Jungpolitiker“, auch anderer Parteien. Die ältere Generation wurde zum Kostenfaktor und zur Belastung für die Gesellschaft deklariert.

Wenn jetzt über eine Grundgesetzänderung zur Verteidigung der Würde älterer Menschen diskutiert wird, geht es gerade auch darum, dieses menschenwürdeverletzende Gesellschaftsbild in die Schranken zu weisen.

4 Kommentare

  1. Zitat: “Respekt und Mitgefühl stehen nicht zur Disposition.” Genau dass war Mißfelders ziemlich deutlicher Tabubruch.

    Zu den schon hier erwähnten Mißfelder-Zitaten – es durften die H4 Bezieher nicht fehlen “die Ihre Bezüge für Alkohol und Zigaretten” verprassen.

    Diese politische Edelklasse darf gerne zur Kenntnis nehmen, das jenseits ihrer Hofnarren und Jubelperser kein Mensch mehr da ist, der Ihnen Respekt oder Mitgefühl zubilligen wollte.

    In diesem Sinne war die Meldung über den natürlichen Abgang aus der Politik für mich eine eher erfreuliche…

  2. Herr Mißfelder hätte nie um ein neues Hüftgelenk betteln müssen. Die soziale Absicherung eines Mitglieds des Deutschen Bundestages ist so hervorragend, so vorbildhaft für die gesetzlich Versicherten, dass sie allen gesetzlich Versicherten als Forderungsziel dienen sollte.

  3. Vor einigen Tagen hat doch gerade der egemalige Bundespräsident ebenfalls festgestellt, daß die Älteren ganz gut auf Kosten der Jüngeren lebten. Das er selbst mit etwa 600.000,00€ Steuergeldpro Jahr in Watte gebettet wird, vergißt er dabei selbstverständlich!
    Wo ist da der Sparwille des Herrn Schäuble? Die Termine eines Bundespräsudenten könnte auch einer der Vizebundestagspräsidenten wahrnehmen. Das würde Millionen an Steuergeldern sparen.

Kommentare sind geschlossen.